Auf nimmer Wiedersehen 2020 und herzlich Willkommen 2021

2020 war ein wirklich unerwartetes Jahr. Oder hättest du jemals mit solchen Auswirkungen eines Virus gerechnet?

Fast schon apokalyptisch anmutend wurden mit dem Coronavirus Verschwörungstheorien ausgelöst und panikartige Hamstereinkäufe getätigt.

Mir stellen sich dazu immer noch wichtige die Fragen: 

Was macht man mit so vielen Hamstern?

Gibt's die Aluhüte auch in Umweltfreundlich?

Macht Klopapier satt?

Stecken tatsächlich so viele wichtige Mineralien und Vitamine in Nudeln und Mehl?

Richtig gelesen 4 Jobs! 

Die meisten werden wissen, dass ich Hauptberuflich Sachbearbeiterin einer Versicherung bin und im Innendienst arbeite. Ich habe also normalerweise in einem Großraumbüro einen schönen ergonomischen Tisch und Stuhl und bin umgeben von netten Kollegen. Mit dem ersten Lockdown Maßnahmen hieß es dann 100% Home-Office. Das ist ganz schön bequem denn nun spare ich mir täglich 1,5Stunden Arbeitsweg. 1,5 Stunden mehr Zeit für Familie, Hobby und Zweitjob.

Mein Zweitjob ist seit Juli 2019 von der Kunst und Fotografie in die rein Illustrative Arbeit übergegangen, aber das ist ja schon Schnee von gestern. Alles ist noch im Aufbau und im Januar und Februar erfreute ich mich über Anfragen zu Buch- und Werbeillustrationen. Mehrere Angebote wurden verschickt und dann kam Corona und die pandemieeindämmenden Maßnahmen und die Aufträge wurden zurückgezogen und alle Angebote freundlich abgelehnt. Nun brach eine Nebeneinnahmequelle ein, was ich mühevoll aufgebaut hatte war auf einmal weg. Neue Ideen musste her den wie sagte schon ein unbekannter aber sehr weiser Mensch: "Stillstand ist Rückschritt". Und einen Schritt zurück wollte ich nicht gehen.  

Doch da waren ja noch weitere Maßnahmen, die vor allem Familien mit aufsichtspflichtigen Kindern in Schule und Kita betreffen. Auf einmal war alles geschlossen was einem täglich Zeit zum Arbeiten ermöglichen konnte. Nun hieß es den Spagat zu meistern. 

Zum Glück kam mein Arbeitgeber mir da ein Großes Stück entgegen: Telefonie-Schichten wurden vermieden, Gleitzeitrahmen auf 6-21 Uhr erhöht und eine Zeitmeldung musste keine 4 Stunden am Stück getragen. Da können sich manche echt ne Scheibe von abschneiden. Dennoch war es nur gegrenzt möglich auf meine 6 Stunden täglich zu kommen. Das hatte schlicht damit zu tun, das immer einer von uns auf die Kinder aufpassen musste, durch meine flexibleren Möglichkeiten habe ich die Tagesbetreuung meiner Kinder (Timo damals noch 4 Jahre alt und Pia zum damaligen Zeitpunkt fast 2) übernommen und mein Mann und Papa der Kinder dann am frühen Morgen und am Abend. Und zack so wurde ich neben Mutter, ein sehr schöner Job, den ich um nichts auf der Welt aufgeben würde, auch noch Erzieherin, ein Job für den man 4-5 Jahre Ausbildung absolviert (also mehr Zeit als ich bisher Mutter war). Mein Respekt geht klar an alle die diesen Spagat schaffen.

Und sahen also meine Tage so aus:

5 Uhr Wecker klingelt ich min ein Mombie (Mom Zombie Mix)

6 Uhr - 8 Uhr ich hab meine Home-Office Arbeit aufgenommen und beendet, denn dann muss mein Mann 8 Stunden arbeiten

11:30 Uhr wir essen zusammen zu Mittag

8 Uhr - 16:30 Uhr gestalte ich alles notwendige rund um die Kinder (Essen, Toben, Spielen, Fördern und Fordern und Mittagsschlaf bei der Kleinen)

16:30- 17:30 Uhr eine Stunde zum Duschen, Abendessenvorbereiten, Aufräumen

17:30 Uhr Essenszeit

18:00 Uhr ich setze mich an meine Home-Office-Arbeit, je nach Kraftlevel bis 20 oder 21 Uhr.

Nun versuche ich zu illustrieren, Konzentration fällt schwer aber es kommt was aufs Papier egal ob digital oder traditionell.

23:00 Uhr ich sollte ins Bett, aber meinen Müdigkeitspunkt habe ich bereit 18 Uhr überschritten und bin nur knallwach, ich versuche mit Lesen oder Serie gucken oder autonomen Training mich zu entspannen

0:00 Uhr ich bin jetzt im Bett und vermutlich schlafe ich in 30 Minuten ein!

Nun kommt der Mathematiker in mir (Insider: ich habe 3 Semester Wirtschaftsmathematik studiert) und nach Adam Ries habe ich also in meinen 4 Jobs von 6-23 Uhr gearbeitet, das sind 17 Stunden. Ich habe mit viel Glück 5 Stunden geschlafen. Ausreichend? Nein! Denn in meinem Hauptberuf habe ich nur 5 Stunden geschafft und war eigentlich schon 18 Uhr erschöpft.

Nach 4 Wochen habe ich meine Zeit reduziert und im Schnitt nur noch 4 Stunden geschafft und nicht mehr als 2 Stunden illustriert und die Zeit im Mittagsschlaf mit geschlafen, um der Erschöpfung gegen zu wirken, aber zu spät! Ich stand nach 6 Wochen hartem Lock-down auf und hatte überall Schmerzen, habe durchweg gezittert, geweint und nicht mehr klar gesehen (wortwörtlich). Ich hatte dauerhaft Migräne und es halfen keine Medikamente mehr und wann ich zuletzt richtig geduscht habe, das wusste ich nicht mehr, meist blieben nur 5-10 Minuten Frühs für eine Katzenwäsche.

Zum Glück war nach 13 Wochen Lockdown der Spuk erstmal vorbei und ich habe 5 Wochen Krankheit zur Erholung genutzt und mit Öffnung der Kita auch wieder Kraft für alles gehabt. Ich wurde vorher keinem mehr gerecht, weder meinem Hauptberuf, noch meinem Nebenjob, auch nicht meiner Familie und schon gar nicht mehr mir. 

Aber nicht alles war Kräfte zehrend, so hatte ich die Zeit die ich nicht illustrieren konnte, aber dafür eingeplant hatte, anderweitig genutzt, habe Pläne geschmiedet und mich neu entdeckt.

Neben Agenturen und Verlagen und Großfirmen wollte ich nun Privatkunden gewinnen.

Ich begann wieder vermehrt traditionell zu zeichnen und baute meinen Skizzen und Sonstiges Profil auf Instagram aus. 

Ich entdeckte Kakaokarten und Inchies.

Schaffte mit mit Wett.be einen künstlerischen Ausgleich. 

Startete einen Blog, startete auf Patreon meine eigene Seite und zeichnete nicht mehr allein, sondern auf Twitch mit Publikum.

Mein Comic-Projekt Melvin startete. 

Das, das nicht von jetzt auf Gleich funktioniert ist klar wie Kloßbrühe. Ich habe Kurse besucht und Workshops gebucht und Recherche Arbeit geleistet und tu dies auch immer noch um mich zu entwickeln.